Silvia Klara Breitwieser
AM SEIDENEN FADEN 1
Zur Mode hatte ich immer ein zwiespältiges Verhältnis. Zu sehr wurde in meiner Heimatstadt, einer Weber-Stadt, „Krefeld - Stadt wie Samt und Seide“, Outfit mit Identität gleichgesetzt. So schien es mir jedenfalls, denn in meinem Elternhaus ging es ganz anders zu, kam es auf andere Stofflichkeiten an: von der Feinstofflichkeit der Homöopathie und der pharmazeutischen Chemie bis hin zum Stoff der Literatur und Geschichte.
Dennoch bin ich Tochter einer Textil- und Tuchstadt - von der Sozialisation her und mit ebenso angeborenem wie erworbenem Feeling für die Freuden an den schönen „Oberflächen“ - allerdings subversiv.
Dass ich Bildhauerin und nicht Designerin oder Textilerin wurde, hat seine eigene Bewandtnis. Wahrscheinlich entstand die Idee zum GEWEBE-WERK aus der Suche nach meiner Herkunft und Geschichte - in Konfrontation, Obsession und Passion.
Im WEBWERK-WEB(B)WERK ist GEWEBE
das Sinnbild für ZUSAMMENHÄNGE
im Gegensatz zu den aktuellen NETZWERKEN und GEWEBEN,
die - entgegen allen Verheißungen - zunehmend von
digitaler und biosynthetischer OBERFLÄCHLICHKEIT sind,
statt vertiefende VERBINDUNGEN zu schaffen.
Die FÄDEN, die in den vergangenen 250 Jahren zuerst den WEBERN, dann den MENSCHEN überhaupt durch Maschinen und Maschinerien aus der Hand genommen wurden, sollten wieder in die eigene Hand genommen werden. Sie ähneln den Vegetationen in Spielbergs Avatar-Film. Sie sind wie die Sterne über uns und wie die Wurzeln in und unter uns. Also greifen wir nach ihnen!
S.K.B., 2009