Silvia Klara Breitwieser
Histologie gegen Hierarchie
Idee und Konzept des GeWebeWerk
Das WEB-WERK / WEB(B)-WERK - BILANZ UND BALANCE ist ein experimentelles Künstlerbuch, auch Trajekt genannt. Es versammelt in Theorie und Praxis mein künstlerisches Werk von den Anfängen in den 1970er Jahren bis heute unter der zusammenfassenden Werkidee WEB-WERK - WEAVING WORK. Es ist ein künstlerisches Forschungsprojekt, das den Begriff und das Phänomen GEWEBE zeitnah untersucht: vom MASCHENGEWEBE bis zum ZELLGEWEBE.
Sein aktuelles Sprach- und Bildverständnis, sowie seinen Gebrauch, also das reale, ideelle , virtuelle und synthetische Material Gewebe. Was ist - heute - GEWEBE? Welche Entwicklung nimmt Gewebe in den aktuellen Naturwissenschaften: von Virchow bis hin zu den gentechnologischen, bio- und nanotechnologischen Ersatz-Züchtungen und Erfindungen, die eine umfassende Revision des Menschenbildes nach sich ziehen? Transhumanistische Phantasien sind auf einen Umbau und gar Neubau des zu optimierenden Menschen ausgerichtet statt auf seine Gesundung oder „Renovierung“. Es gibt Stoffgewebe, Körpergewebe, vegetative und technische Gewebe, Gesellschaftsgewebe, biographische Gewebe, Krankheitsgewebe und die digitalen Gewebe. Hat sich die Wahrnehmung und Wortbedeutung von GEWEBE als Material seit der Erfindung des WORLD WIDE WEB und des INTERNET erweitert oder verengt? Gibt es einen Unterschied zwischen WEB und NET? Ist GEWEBE ein Sinnbild? Hat es eine orientierende Bedeutung?
Zum Unternehmen WEB-WERK wurden 100 Menschen - bundesweit und aus unterschiedlichen Berufsfeldern - zu Statements und Kreationen eingeladen. Diese bilden als interaktive, partizipative Kunst einen wesentlichen Teil der Realisierung. Es steht an, die Beiträge und damit die WEB-WERKER/INNEN miteinander zu verweben, zu vernähen, zu verknüpfen.
Die Arbeit ist Diagnose für Gewebe als einerseits friedvolles Sinnbild und andererseits für Gewebe als ein Gebilde militärischer Systeme und seiner Auswüchse sowie ein Gebilde karzinöser Organwucherungen.
Wenn Gewebe Sinnbild für die moderne Kommunikationsgesellschaft ist, wie kommt dann der leibhaftige Mensch in ihr vor? Geht der MENSCH in ihr unter?
Geht im Gewebe - Web - Net die bildende KUNST unter?
Das Projekt spiegelt eine gefahrvolle Krise? Es ist selbst ihr Ausdruck?
Silvia Klara Breitwieser