web-werk, Web-Werk 2009 ff.
Ich beschäftige mich seit 1999 mit Fotoflechtungen. Fotografie, ein Medium, das mich als zeichnerisch tätiger Mensch früher nicht weiter interessiert hatte, wurde ab dem Moment für mich spannend, in dem ich anfing, Fotos in Streifen zu schneiden und diese zusammenzuflechten / zuweben:
das Foto als reales Bildgewebe, von der glatten Fotooberfläche zur haptisch sinnlichen Oberfläche, die Auflösung in kleine Bildeinheiten, die zusammen neue Beziehungsfelder eingehen, in einen Dialog zwischen Realem und seinem fotografischen Abbild zu treten, den Charakteristika der Fotoflechtung auf die Schliche zu kommen und damit zu arbeiten. (Spannung der Flechtung, Löcher und Ritzen, ein Teil ist immer verdeckt.)
Bei der Arbeit Ahornesche C habe ich einen Strauch (Ahornesche) fotografiert.
Das s/w-Foto, in Streifen geschnitten, habe ich an seinen Aufnahmeort zurück
gebracht und in eben diesen Strauch geflochten.
Dieser Ort bot sich aus historischen Gründen für eine Fotoflechtung an. Ich
hatte erfahren, dass die Leute früher an dieser Stelle Zweige abgeschnitten
haben, um damit Körbe zu flechten.
Meine Fotoflechtung ließ ich über mehrere Jahre in dem Strauch hängen
und beobachtete sie von Zeit zu Zeit durch alle Jahreszeiten hindurch mit der Kamera.
Erstmal war ich sehr erstaunt, wie lange die chemische Fotoschicht bei Wind und Wetter hält und ihr fotografisches Abbild erkennbar blieb.
Nach mehr als 2 Jahren in der Natur mutierten die Fotostreifen - durch die Kamera gesehen - zu etwas scheinbar Naturidentischem.
Mai, 2009
Katrin von Lehmann, Ahornesche C, KuL 3/4, 2007