Sehnsucht - Rose und Pendel
Thema einer Performance von mir im Jahr 2004 in Stettin
und einer Installation in Berlin in der Ackerstraße 169
Ein Raum tut sich auf. Zuerst ist das Nichts, dann Glas, rötliches Wasser, die Andeutung einer geometrischen Ordnung. Schnüre zerteilen den Raum. Unzählige Stränge, weiß und klar, ziehen sich von einer Wand zur anderen. Die Zerspannung okkupiert das einfallende Licht, ein glitzerndes Netz entsteht. Das Gemäuer ist nicht zugänglich. Denn die fragile Konstruktion des Gespinstes füllt den Raum vollständig.
Licht dringt ein, von oben, vom Himmel, bildet Muster, läuft durch das Geflecht, bricht sich in den Fäden und fällt auf das Glas, das Wasser und Rosen birgt. Das Ensemble vibriert im Licht, stürzt aber nicht. Für einen Moment birgt das brüchige Gemäuer einen luziden Schatz an Schönheit, solange bis die Rosen verwelkt sind, und das Wasser stinkt. Fleur du Males.
Die Substanz des Lichtes, die Schönheit der Rosen, vergänglich, unberührt.
Im Wasser schwammen Blätter. Der kugelförmige Ballon erinnerte an eine Fruchtblase. Aber die Pflanzenteile waren der langsamen Verwesung preisgegeben. Der Verfallsprozess war nicht zuletzt im Anlass der Installation begründet, einer Beziehung, die kurze Zeit zuvor zerbrach.
Ballon und Rosen waren nicht einsehbar, weil Fäden den Raum durchzogen, ihn so verschlossen und den Besucher zwangen an der Türöffnung zu verharren. Ein Blick ins Herz des Sehnsuchtsraumes war nur aus der Ferne zu erheischen, die Rose nicht zugänglich.
Die entrückte, völlig isolierte Situation des Wasserballons erinnerte an die eingezwängte Lage des vom Pendel Bedrohten in Poes Erzählung. Dort folgt allerdings schließlich die Erlösung.
NO MORE FLOWERS
Ort: Verein Berliner Künstler, Schöneberger Ufer 57, 10785 Berlin
Zeit: 1. Mai 2011, 17.00 Uhr
Dauer: ca. 12 min.
Performance: Richard Rabensaat, Natascha Zimmermann
Konzept: Richard Rabensaat
Eine Frau lächelt, Ballons platzen wie Träume, Blumen - ein Friedensangebot. Namen eingraviert ins Gedächtnis, geschrieben auf Haut. Matt aus fernen Nebeln auftauchende Schemen von Begegnungen. Rot, Gelb, Grün leuchten Petunien, Pelargonien und Lilien. Dunkel wie Ebenholz das Haar, weiß wie Elfenbein die Haut lächelt sie, zögert und schlägt. Zerrupftes Grün am Boden, rote Striemen auf der Haut. Die Zeit zerstört alles. Bezugspunkt der Performance ist die allseits zu beobachtende Auflösung alt hergebrachter Bezugsstrukturen im Geschlechterverhalten, die sich in Diskussionen über Rollenklischees, Gender-Mainstreaming, der Suche nach neuen Geschlechteridentitäten usw. äußert. Hierbei scheut sich der Performer auch nicht, den "Geschlechterkampf" recht deutlich zu illustrieren. R. R.