Selbstportrait
Welche Bedeutung hat der Gegenstand
in der fotografischen Inszenierung?
Die Gegenstände die wir für unsere Bildvorhaben aussuchen, sollten etwas mit uns zu tun haben. Ein Bezug zur eigenen Person verleiht unseren Werken eine individuelle Charakteristik, die in reflektierter und ausgereifter Form zum persönlichen Stil avancieren kann.
Dadurch, dass wir zu den meisten Dingen unbewusst ein distanzloses Verhältnis unterhalten und uns auf Grund einer emotionalen Nähe zu ihnen ihr eigentlicher Bedeutungsradius entgeht, sind wir zwangsläufig mehr oder weniger blind für alternative Sehweisen.
Daher sollte man sich immer wieder klar machen, dass man den Blick auf eine Sache nur dann objektivieren kann, wenn ausreichende Distanz zu ihr besteht. Nur so wird man in der Lage sein, eine eigenständige Sichtweise zu entwickeln. Indem wir uns als "darüberstehend" begreifen, könnten wir eine Ebene erreichen, die uns befähigt in die Dinge hineinzusehen, ihre semantischen Bedeutungen und Konnotationen offenzulegen sowie ihre auratischen Befindlichkeiten zu erspüren. Zu ihrem Ausdruck sublimiert, können wir sie dann ikonographisch manifestieren.
Von solcher Erkenntnis getragen, können wir den von uns gewählten Gegenständen neue Bezugsverhältnisse zuweisen, indem wir sie, nach Maßgaben unserer Vorstellungen, auf einen Plan stellen und ihnen entsprechendes Beiwerk zur Seite fügen.
Im Jahr 1935 notierte Matisse im Rahmen seiner Aufzeichnungen über Kunst:
Welchen Sinn könnte es haben, ein Ding zu kopieren, das in der Natur in unbegrenzten Mengen vorkommt und das man sich jederzeit noch schöner vorstellen kann? Wichtig ist die Beziehung des Gegenstandes zum Künstler, zu seiner Persönlichkeit, und seiner Fähigkeit, seine Eindrücke und Gefühle zu ordnen.
Wie schon erwähnt, sollte der Gegenstand unserer Wahl etwas mit uns zu tun haben. Die Auswahl ergibt sich aus dem Interesse an einzelnen Themen oder Tätigkeiten sowie in Situationen, bei denen man mit bestimmten Objekten konfrontiert ist. Diese Dinge können für uns und somit auch für den Betrachter unserer Werke, zu Symbolen oder Metaphern werden.
Es gilt, dem Gegenstand eine Autonomie zu verleihen, indem wir ihm ein Eigenleben in einer von uns vorgestellten Art und Weise zubilligen und somit seine uns bekannte ursprüngliche Gegenständlichkeit in eine neue Seins-Form überführen. Das erzielte Bildereignis wird sich, wenn es gelungen ist, dem Rezipienten in einer seltsam-poetischen Anmut offenbaren.
G. Vormwald
ohne titel - (denk-mal), Berlin, 2002
duell, paris, 1989
Wassergitter, 2003
Wasserphänomen Brause, 2007
Wasserphänomen Zeichen, 2007
Wasserphänomen Spirale, 2008
Wasserphänomen Splash, 2008